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70.3 Rapperswil: Der unverhoffte Wahnsinn!

  • robinhermann
  • 7. Juni 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Juni 2019

Das Schwimmen – «wahnsinnig» kalt: der Lauf «wahnsinnig» anspruchsvoll und Ihr als Fans und Supporter am Streckenrand einfach «wahnsinnig» wichtig und motivierend! Ein «wahnsinniger» Tag – Ein Wechselbad der Gefühle am Ironman 70.3 Rapperswil  - was ist denn wirklich alles vorgefallen und wie kam es, dass ich auf dem obersten Treppchen stehen durfte am ende des Tages.


Der Ironman 70.3 Marbella ,fünf Wochen vor Rapperswil, war mein Start in die Triathlon-Saison der einerseits als Formtest galt, aber für mich auch die erste Gelegenheit bot um mich für die 70.3 WM in Nizza zu qualifizieren. Diese wollte ich natürlich auch nutzen. Es stellte sich heraus, dass die Form stimmt, jedoch beim Lauf noch Potenzial vorhanden war und die Ernährung während dem Wettkampf noch angepasst werden muss. Mit einem 4. Platz in einem starken Teilnehmerfeld verpasste ich leider nicht nur das Podium, sondern auch den Slot für die WM um einen Rang.


Mit den Learnings und viel Motivation, nahm ich also die fünf Wochen vor dem 70.3 Rapperswil in Angriff und versuchte noch den letzten Feinschliff anzusetzen. Eine Woche danach folgte ein harter Dämpfer; Bei der SOLA-Stafette hat sich meine Achillessehne sehr stark gereizt (Zum Glück keine Entzündung). Schon vor Marbella habe ich ein "Zwicken" vernommen in der Achillessehnengegend und mein Lauf-Pensum leicht gesenkt, nach der Stafette war nicht mehr daran zu denken. Zwei Wochen Laufpause und danach nur moderate Lauf-Einheiten bis zum Wettkampf liessen mich an meiner Laufstärke zweifeln. So blieb mehr Zeit fürs Fahrrad und diese konnte ich auch effizient nutzen.


Rapperswil kam näher und glücklicher Weise verschwanden die Schmerzen auch vor zu aber die Lauf-Performance blieb ungewiss.


Der Wettkampftag:


Das übliche Geplänkel am Morgen vor dem Wettkampf... Früh Aufstehen, Frühstück, Wechselzone einrichten und ab an den Start. Einzig ich verhielt mich nicht wie üblich. Meine Mutter und meine Freundin sagten, ich sei schon lange nicht mehr so nervös gewesen vor einem Wettkampf. Selber nahm ich das nicht so wahr, aber im Nachhinein muss ich mir eingestehen, dass ich mir doch selber einen ziemlichen Druck aufgesetzt habe. Ich wollte umbedingt nach Nizza und auch mir beweisen, dass ich zu den besten in meiner Altersklasse gehören kann.


Schwimmen:


Unterirdisch ist wohl der richtige Begriff um mein Schwimmen zu bezeichnen. Ich weiss, dass ich nicht zu den starken Schwimmern gehöre, jedoch sind vier Minuten Rückstand auf die Spitze eine Hypothek, vor allem wenn ich diese mit meiner Zeit in Marbella vergleiche. Zu Beginn war der Fokus nicht vorhanden und ich schwamm einfach vor mich her. Es gelang mir nicht in einen eigenen Rhythmus zu kommen und eine effiziente Technik zu bewahren. Nach der Wendeboje habe ich mich etwas zusammengerissen und versuchte den Schaden noch in Grenzen zu halten. Nach den 1.9 Kilometer (wahrscheinlich doppelt so viel, bei all dem Zick Zack den ich schwamm) konnte ich endlich aus dem kalten Nass und die "Jagt" nahm ihren Lauf.


Bike:

Rauf auf den Bock und los wie die Feuerwehr hiess es für mich wie immer bei der zweiten Disziplin. Beinahe hätte beim anziehen der Radschuhe noch ein Krampf zugepackt, zum Glück hat es sich der Muskel doch noch anderes überlegt und ich konnte gleich von Beginn weg Druck auf die Pedale bringen. Bis zum Witches-Hill liess ich es noch "gemütlich" angehen um meine Power in den Beinen zu erfühlen. In den Steigungen versuchte ich mich zu kontrollieren und nicht zu überziehen und so Kraft zu sparen. Stattdessen pushte ich in den Abfahrten und Flächen mit der Hoffnung dort den Unterschied gegenüber meiner Konkurrenz zu machen. Die Taktik ging auf und schlussendlich verlor ich nur wenig Zeit bei den Steigungen und machte umso mehr Boden bei den Abfahrten und flachen Teilstücken gut. Über die vollen 90 Kilometer hatte ich Kraft und konnte die erwartete Leistung abrufen. Einzig bei der Verpflegung unterlief mir ein kleiner Fehler, welcher sich dann vor allem auf dem Lauf rächte. Ein zu hoch konzentriertes Kohlenhydrat Getränk kombiniert mit einer zu niedrigen Flüssigkeitsaufnahme führte bei mir zu Magenkrämpfen gegen Ende des Bike-splits und über weite Strecken des Laufes.


Pedal for the medal.

Lauf:


In der Wechselzone und auf den ersten 10 Kilometer entschied ich mich auf Nahrung zu verzichten und beschränkte mich auf Wasser. Die ersten Kilometer des Laufes waren ganz solide und ich konnte eine gute Pace mit einem Mitstreiter (nicht in meiner AK ;-)) anschlagen. Durch die anhaltenden und immer schlimmer werdenden Magenbeschwerden musste ich jedoch abreissen lassen und ab diesem Zeitpunkt befand ich mich in einer Abwärts-Spirale, von Kilometer zu Kilometer musste ich Boden einbüssen und fiel zurück. Zu Beginn der zweiten Runde entschied ich mich bei den kommenden zwei Verpflegungsstationen zu gehen um genug Wasser zu trinken und so die Magenkrämpfe los zu werden. Die Rechnung ging auf, vier Kilometer später waren die Krämpfe wie weggeblasen und mit einem letzten Schluck WOO Energy Liquid machte ich mich auf die Jagd. Während den letzten 7 Kilometer schaltete ich den Kopf ab und versuchte nur noch so schnell wie möglich den Zielstrich zu erreichen. Die Hitze machte mir nichts aus und beflügelt von den zahlreichen Anfeuerungen meiner Bekannten, der Familie und meiner Freundin stürmte ich regelrecht Richtung Ziel. Das Podium war möglich, das war mir bewusst, aber noch weiter nach vorne schien mir unmöglich mit 1:48 Rückstand bei Kilometer 7. Bis ins Ziel lies ich nicht locker und spurtete förmlich die "Stairways to Heaven" hoch. Wie so oft gepredigt ist der Wettkampf erst bei der Ziellinie zu Ende. Völlig ausgepumpt von den letzten Kilometern legte ich mich zuerst hin im Ziel. Auf der Zielgerade konnte ich leider nicht gebührend feiern, da mir gar nicht Bewusst war, was für ein Meisterstück ich noch in den letzten Kilometer hinzauberte.





Im Ziel:

Mit gemischten Gefühlen und dem Gedanken, dass es mit Glück vielleicht für den 3. Rang noch knapp gereicht hat, nahm mich meine Freundin strahlend in Empfang und rief mir begeistert zu "Du bist erster!". Völlig ungläubig war meine erste Reaktion; "Willst Du mich eigentlich veräppeln?!". Doch als ich mit eigenen Augen auf den Online-Ticker das Resultat bestaunen konnte fiel ich aus allen Wolken. Ich konnte es gar nicht fassen und irgendwie war die Freude auch noch gar nicht angekommen. Erst einige Minuten später konnte ich alles begreifen und begann mich darüber zu freuen. Dies verlockt mich zu einer kleinen Kritik an die Veranstalter; Gerade bei so kompetitiven Altersklassen ist ein Rolling-Start sehr verwirrend und nimmt den Reiz des Wettkampfes etwas, da man keine Ahnung hat wo seine Konkurrenten stehen.






Schlussendlich konnte ich es doch noch geniessen. Der Vorteil an einem Heimwettkampf ist, dass man viele Gesichter kennt und ich von Gratulationen überrannt worden bin. Dies lies mich den Sieg immer mehr realisieren und ich konnte mich immer mehr darüber freuen.

Vielen Dank an alle Sportsfreunde und Kollegen die mich am Streckenrand anfeuerten und mit mir trainieren, plaudern oder mich auf einer gemütliche Ausfahrt mit Kaffee-Stop begleiten (der nächste geht auf mich ;-)) . Auch noch ein grosses Dankeschön an Kurt Müller der mich in den letzten vier Jahren perfekt an die 70.3 Distanz herangeführt hat und zu diesem Heimsieg viel beigetragen hat. Beim Coaching gehen wir nun getrennte Wege und ich freue mich mit meinem neuen Coach, Marcus Kahler, aufbauend auf diesen Leistungen noch Vieles mehr zu erreichen.


Nizza is Calling.


Mann Grüsst

Robin




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